Drei Schritte zum erfolgreichen Veränderungsprozess
Veränderung kann durch unterschiedliche Umstände notwendig werden: Herausforderungen wie die aktuelle COVID-19 Pandemie. Technische Weiterentwicklung, die zu einem neuen Arbeitsablauf führt. Die Geburt des Kindes, das alles verändert. Oder schlicht und ergreifend die Tatsache, dass wir in einer anderen Stadt leben, in einem anderen beruflichen Umfeld arbeiten oder uns gegenüber unseren Mitmenschen anders verhalten wollen.
Was all diese Situationen miteinander verbindet ist, dass sie einen neuen Verhaltensansatz brauchen. Einen, in dem wir in der Regel wenig bis keine Erfahrung haben und auch keine Werkzeuge, die uns in der neuen Situation helfen. Was es dafür also braucht, ist ein evolutionärer Schritt in unserer persönlichen Entwicklung. Und dafür braucht es drei Schritte.
Der erste Schritt ist die "Bewusstseinsbildung". Es gibt vielfältige Möglichkeiten Bewusstsein zu Erlangen. Wir können es selbst durch kontemplative Methoden wie Meditation, Reflexion, Introspektive, etc. Also das sogenannte internale Selbstbewusstsein schaffen. Gleichermaßen ist es genauso möglich von außen bewusstseinsbildende Impulse zu bekommen. Indem uns jemand Feedback gibt, wir die Nachrichten lesen oder schlicht, wenn wir etwas Neues lernen. Hierbei sprechen wir von externalem Selbstbewusstsein. Meine Empfehlung, um ein möglichst vollständiges Bild zu bekommen, ist immer, beide Optionen auszuschöpfen.
Sobald wir Bewusstsein erlangt haben, ist es wichtig dass ein fundamentaler Prozess in Gang gesetzt wird. Welches Bewusstsein auch immer geschaffen wurde, es muss einen motivierenden Reiz bei uns auslösen. Ansonsten wird sich nichts ändern! Lasst es mich noch klarer ausdrücken: wird niemand irgendetwas ändern!
Wenn es um Motivation geht, so gibt es auch hier zwei grundlegende Typen. Extrinsische und intrinsische Motivation. Mit anderen Worten die Motivation, die von anderen/anderem an uns herangetragen wird und etwas in uns auslöst. Auf der anderen Seite die Motivation, die wir auch ohne externen Impuls in uns tragen. In den meisten Fällen agieren Menschen aus einer extrinsischen Motivation heraus. Und nicht nur das... meist ist dies auch noch eine, die eine hohe Dringlichkeit durch Leidensdruck erzeugt. Menschen scheinen eine masochistische Ader zu haben… Vielleicht aber auch nicht.
Ich behaupte, dass es nicht so sehr eine masochistische Tendenz ist, sondern vielmehr ein reiner Sicherheits- bzw. Bewahrungsmechanismus. Denn in den Prozess der Veränderung einzusteigen, bedeutet auch, sich in neues Territorium zu begeben. Eines, in dem ich mich nicht auskenne, in dem ich nicht weiß, ob die Dinge, die ich vorher getan habe, noch erfolgversprechend oder gar notwendig sind.
Und damit sind wir beim zweiten Schritt des Veränderungsprozesses angelangt: der "Phase der Entwicklung". In der neuen Situation brauchen wir Werkzeuge und Strategien, die es zu entwickeln gilt. Und dabei hilft uns ein hohes Bewusstsein. Für die Dinge, die wir verändern wollen genauso wie für uns selbst. Denn je besser wir uns kennen und wissen, wie wir reagieren, desto schneller finden wir eine Strategie, die zu uns passt.
Wir alle haben schon vielfach erlebt, was passiert, wenn wir eine Strategie wählen, die NICHT zu uns passt. Ich denke da an die guten alten Neujahrsvorsätze - die im Übrigen nach 3 Wochen nur noch ca. 10% der Hoffnungsfrohen umsetzen… Je besser die Strategie also unsere "Inneres" mitnimmt, desto eher durchlaufen wir einen Veränderungsprozess erfolgreich.
Der neurophysiologische Grund hierfür liegt schlicht und ergreifend in der Zeit, die es braucht, damit eine neue Gewohnheit sich im Gehirn "einschleifen" kann. Das kann je nach Verhalten, das ich ändern möchte, bis zu mehreren Jahren dauern. Und das wiederum fordert ein hohes Maß an intrinsischer Motivation. Denn leider Gottes hilft über einen so langen Zeitraum auch nicht das Mantra "No excuses".
Denn der Wille ist wie ein Muskel. Wir können ihn trainieren, um nicht bei der ersten Hürde das Handtuch zu werfen. Und gleichzeitig ermüdet er nach einiger Zeit, wenn er häufig genutzt wird. Was für uns bedeutet, dass es eine Strategie und Variante der Umsetzung braucht, die möglichst häufig unser Innerstes mitnimmt. Und ich rede hierbei nicht davon, den inneren Schweinehund zu überwinden, sondern vielmehr von Werten, Überzeugungen und Glaubenssätzen, die uns bewegen. Denn sie sind die eigentlichen Triebfedern unseres Verhaltens.
Doch bei aller Selbstentwicklung und Suche im Innern, braucht es durchaus auch Hilfe im Außen. Jetzt, wo wir uns ausgiebig mit den Dingen befasst haben, die wir selbst in der Hand haben, geht es im letzten Schritt des Veränderungsprozesses um das Umfeld.
Es ist die "Phase der Entfaltung". In dieser geht es darum den Weg zu ebnen, andere mit ins Boot zu holen und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass auch dieser Aspekt auf einen reibungslosen Ablauf einzahlt. Denn nichts fordert den Willen so stark heraus, wie die immer wiederkehrenden Herausforderungen, die uns im Alltag durch andere Menschen und/oder festgelegte Strukturen begegnen. Die Rahmenbedingungen zu verändern, auf die wir Einfluss haben, stellt somit einen nicht zu unterschätzenden Aspekt von Veränderung dar. Und meist ist es der Aspekt, der häufig übersehen oder nur unbewusst mit einbezogen wird.
Häufig liegt dies daran, dass, wenn wir uns verändern, es auch einen Einfluss auf andere hat. Sie also auch einen Veränderungsprozess durchlaufen. Und das kann durchaus zu Widerständen führen. Je klarer es jedoch angesprochen wird und je größer das Bemühen um einen vorteilhaften Weg für alle Beteiligten, desto einfacher und sogar potenziell freudvoller kann es sein. Denn wie wir ja alle wissen, ist geteiltes Leid, halbes Leid. Etwas positiver ausgedrückt. Veränderungen in der Grppe machen in der Regel mehr Spaß und sind erfolgversprechender als sie allein zu durchlaufen.
Es gilt also die folgenden drei Dinge zu tun, um Veränderungen zu meistern:
1. Bewusstsein aufbauen - sich selbst und das Thema der Veränderung durchdringen
2. Strategie entwickeln und Fähigkeiten kultivieren - das Innere mitnehmen und fleißig üben
3. Den Weg ebnen - die Menschen in unserem Umfeld mit ins Boot holen
Somit lassen sich aus meiner Sicht viele, wenn nicht alle Veränderungen im Großen wie im Kleinen meistern. Und Euch wünsche ich dabei viel Erfolg, vor allem aber viel Freude!
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