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Frag 4 Mal "Warum?" und Du bist am Kern!

Autorenbild: Philipp HeiderPhilipp Heider

Warum... ein so beliebtes und zugleich gefürchtetes Wort. Schon unsere Eltern und Lehrer haben es geprägt. Wann immer wir als Kinder Blödsinn gemacht haben, hieß es: „Warum hast Du das denn gemacht?“. Und damals wie heute rechtfertigen wir uns.


Und trotzdem, wohl auch gerade deshalb, feiert es heutzutage Hochkonjunktur. Im Coaching, ja selbst im Unternehmertum, haben sich ganze Bewegungen entwickelt, die das Warum ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.


Was es damit auf sich hat? Und warum ich es mich 4 Mal fragen sollte?


Die vordergründige Antwort kennen wir alle: Um den Dingen auf den Grund zu gehen. Zu verstehen, worum es geht. Was die Hintergründe sind.


Ein weiterer Aspekt: Selbsttäuschung! Nicht, dass wir das vorsätzlich tun, uns selbst täuschen. Wir schauen einfach an der Realität vorbei. Netter ausgedrückt: sehen sie durch unsere Filter. Übersehen durch sie das, was wirklich ist. Und dann (er-)finden wir dafür noch Begriffe wie „selektive Wahrnehmung“ oder „Persönlichkeitsanteil“. Alles in Ordnung also.

Doch was, wenn das an einen Punkt führt, an dem wir nicht sein wollen? Wenn diese Filter unser Verhalten beeinflussen? Und wir damit nicht zufrieden sind? Spätestens dann macht es Sinn, sich (mindestens) 4 mal der Frage „Warum?“ zu widmen.


Der Grund dafür liegt in unserem Gehirn. Jedes Ereignis, das wir wahrnehmen, kann uns prägen. Unsere Filter verändern. Uns mit neuen Überzeugungen auf die Welt schauen lassen. Ob und welchen Einfluss es hat, entscheidet unsere emotionale Reaktion. Und diese kann bei jedem anders ausfallen. Je länger und eindringlicher wir uns mit diesen Ereignissen und ihren Folgen auseinandersetzen, desto tiefere Erkenntnisse erlangen wir.

Ein Beispiel aus meinem Leben:


Meine Mutter hat mir früher beim Essen regelmäßig eine Moral vermittelt: „Es wird aufgegessen, was auf den Tisch kommt! Denk an die Kinder in Afrika und Asien, die verhungern.“.


Die Intention meiner Mutter: mir einen achtsamen Umgang mit Lebensmitteln näher bringen. Meine Reaktion als Kind: schlechtes Gewissen und Schuldgefühle!


Ich interpretierte ihre Aussage falsch. Und entwickelte daraus den Glaubenssatz: „Wenn ich nicht aufesse, sterben Kinder in Afrika und Asien.“ Aus heutiger Sicht nicht logisch. Als kleines Kind durchaus plausibel.


Der „Schaden“ war angerichtet. Ich habe seitdem IMMER mein Essen aufgegessen. Manchmal sogar noch das anderer am Tisch. Auch wenn ich längst satt war. Weil ich es nicht ertragen konnte, wenn etwas übrig blieb. Weil in mir die Schuldgefühle der Kindheit loderten. Nicht, dass ich das wirklich verstand...


Was mir bewusst war: Dass ich dieses Verhalten unbedingt ändern wollte! Weil es mir nicht gut tat. Ich hakte also nach. Nutzte das Warum.


Und das kam dabei heraus:


1. Runde: „Warum esse ich immer auf?“ -> Antwort: „Weil es mir wichtig ist.“


2. Runde: „Warum ist es mir so wichtig?“ -> Antwort: „Weil ich ein schlechtes Gewissen habe.“


3. Runde: „Warum habe ich ein schlechtes Gewissen?“ -> Antwort: „Weil ich den Satz im Hinterkopf habe: Wenn ich nicht aufesse, sterben Kinder in Afrika und Asien.“


4. Runde: „Warum ist dieser Satz so prägend?“ -> Antwort: „Weil ich das Wort meiner Mutter als absolute Wahrheit angesehen habe. Sie angenommen und nicht hinterfragt habe.“


Somit war ich an dem Punkt angekommen, der meine Filter und mein Verhalten nachhaltig verändert hat. Konnte seine Relevanz in Frage stellen. Seine Bedeutung für mein Leben neu beurteilen. Und so mein Essverhalten nachhaltig verändern.


Damit wir uns nicht falsch verstehen. Dieser Prozess war nicht in 5 Minuten erledigt und ist hier nur schematisch dargestellt. Ich brauchte lang, um mich durch meine Bewusstseinsschichten zu arbeiten. Und ein sehr bewusster Mensch mag auch schon nach der ersten Runde auf die Antwort in der Tiefe stoßen. Meine Erfahrung, im Leben wie im Coaching, hat allerdings gezeigt, dass es Zeit braucht zum Kern vorzudringen: häufig mehr als 4 Warum-Schleifen. Und die vermutlich öfter durchlaufen als nur einmal. So können sich nach und nach die Erkenntnisse setzen.


Wie auch immer der Weg genau aussieht: Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass nicht der Kopf, sondern die Gefühle die eigentlichen Drahtzieher unseres Verhaltens sind. Es darauf ankommt sie zu durchdringen. Und ihre Berechtigung zu hinterfragen.


Wenn uns das gelingt, haben wir die Möglichkeit unser Verhalten nachhaltig zu verändern.

 
 
 

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